‚Wort zum nicht-alltäglichen Alltag‚ – liebe Leserinnen und Leser, in dieser Zeit der Krise wollen Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Wattenscheid Sie unter der Woche mit einem kleinen Impuls unterstützen. Er soll dazu helfen soll, den Kopf frei zu bekommen, weiter zu denken oder auch wieder einmal herzlich zu lachen. Sie finden diese Impulse auch auf den Homepage der evangelischen Gemeinde und im Lokalteil der WAZ:
Fantasie
Eine Freundin hat mir einen YouTube-Link geschickt. Es geht um eine Aufführung des Chors der Gefangenen aus der Oper Nabucco von Verdi, es singt ein Opernchor aus Rom. Zunächst ist ein Text zu den aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Italien zu lesen, dann folgen Probenszenen. Plötzlich ändert sich die Szenerie: Der Dirigent steht im Wohnzimmer vor seinem Klavier – und dirigiert. Dann werden mehr und mehr Chormitglieder gezeigt: Sie singen – zu Hause! Alle haben offenbar Videos von sich aufgenommen, die dann zusammen geschnitten worden sind. So ist ein virtuelles Chorwerk entstanden, bei dem alle allein und doch gemeinsam singen. Gewidmet ist diese Aufnahme der inoffiziellen Nationalhymne Italiens den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften, die den an Covid-19 erkrankten Menschen in Italien zur Seite stehen. Man muss nicht Opernfan sein, um von diesem Video berührt zu werden. Sie finden dieses und ähnliche Beispiele, wenn Sie bei YouTube ‚coro virtuale‘ (virtueller Chor) eingeben.
Es ist großartig, was Menschen in dieser Krise an Fantasie entwickeln, um das Leben erträglicher zu gestalten. Eine arbeitslose Schneiderin hat eine Videoanleitung erstellt, wie man Knöpfe selbst wieder annäht, weil die Änderungsschneiderei geschlossen ist. Menschen stellen auch in Wattenscheid ihre Zeit zur Verfügung, um für besonders gefährdete Menschen die tägliche Versorgung sicherzustellen. Es gibt Verabredungen, abends auf den Balkonen zu singen und zu tanzen. Und viele Menschen stellen abends um sieben eine Kerze ins Fenster und beten – allein und doch gemeinsam. Fantasie ist ein Motor der Mitmenschlichkeit!
Ralf Tietmeyer, Seelsorger am Kolumbarium St. Pius
Du musst angemeldet sein, um kommentieren zu können.