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Mitten in der Nacht

Zum Mittwoch, 24.12.2025

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Lukas 2, 1-14 – Heilige Nacht

 

1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.[1] 2 Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. 3 Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4 So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5 Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6 Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7 und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8 In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9 Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10 Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11 Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12 Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13 Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14 Ehre sei Gott in der Höhe / und Friede auf Erden / den Menschen seines Wohlgefallens.

Impuls

Der Evangelientext zur Heiligen Nacht ist so viel mehr als eine altvertraute „Legende“. Ich möchte heute einfach ein paar Schlagworte daraus herausgreifen.

Kein Platz:

Der Gottessohn teilt von Beginn seines menschlichen Lebens an die Erfahrungen so vieler Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, an den Rand gedrängt sind, außerhalb der Gesellschaft stehen, sich nirgendwo (mehr) richtig verortet fühlen.

Nacht(wache):

Das Wunder der Menschwerdung Gottes geschieht mitten im Dunkel der Nacht. Nacht empfinden wir auf so vielfältige Weise. Die in Schieflage geratene Weltordnung beeinflusst auch unseren Alltag und unsere Gedanken. Es gibt so viele Krisenherde auf dieser Welt, dass schon viel dazu gehört, nicht einfach aufzugeben und sich nur noch zu verkriechen. Aber da ist ja auch noch die Wache. Die Hirten bleiben auch im Dunkeln aufmerksam und sind so die Ersten, die die Frohe Botschaft der Engel hören und sich staunend auf den Weg machen.

Fürchtet euch nicht:

Die selbsternannten „Könige dieser Welt“, die einflussreichen Machthaber, nutzen die Furcht der Menschen als Mittel zur Festigung ihrer Machtposition. Sie nähren diese Furcht durch ihre Drohungen und Handlungen.

Wie anders ist da die Botschaft des wahren Königs der Welt! Immer wieder neu spricht Gott uns durch Engel oder durch seinen Sohn selbst die Botschaft zu: Fürchtet euch nicht! Ihr seid nicht allein, auch wenn Nacht euch auf vielfältigste Weise umgibt! Immanuel- Gott ist mit uns!

Retter:

Euch ist heute der Retter geboren. Es ist nicht alles vorbei oder dem Untergang bestimmt, und mag es um uns noch so dunkel sein! Dieser Retter kommt nicht „von oben herab“. Er begegnet uns klein, hilflos, wird geboren in das Dunkel hinein, und für ihn ist kein Platz. Damit begibt sich Gott in alle Niederungen menschlichen Lebens hinein, um mit uns den Weg ins Licht zu gehen. Und so sind auch unsere Handlungen und Gesten untereinander, die das gute Miteinander fördern und die Hoffnung wachsen lassen, kein Tropfen auf dem heißen Stein. Aus dem Kleinen kann ganz Großes erwachsen, so wie aus diesem kleinen hilflosen Baby im Stall der Retter der Welt wird.

Friede auf Erden

Ich denke, nicht nur die unmittelbar betroffenen Menschen in der Ukraine, im Gazastreifen, in Somalia und den vielen anderen von Krieg heimgesuchten Gebieten der Welt wünschen ihn sich sehnlichst, den Frieden! Auch dieser Begriff ist in der Interpretation gewisser „Lautsprecher“ in unserer Welt dehnbar geworden. Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens hat da einen ganz anderen Klang. Es ist ein Frieden, der nicht nur einer Partei dient, keine Befriedung zuungunsten derer, die die schlechteren Karten in der Hand haben. Dieser Frieden ist allumfassend und von gegenseitiger Wertschätzung und Liebe geprägt. Die Botschaft der Geburt Jesu Christi im Stall weckt die Hoffnung immer wieder neu, dass dieser Friede möglich ist gegen alle Widerstände der Welt.

Seit mittlerweile mehreren Jahrzehnten erfreuen sich Familien mit Kindern an der Liedersammlung „Dezemberträume“ von Rolf Zuckowski. Neben einigen sehr bekannten „Winterschlagern“ findet sich darin auch ein Lied, das in seinem Refrain das Wunder der Weihnacht schön auf den Punkt bringt:

„Da wurde mitten in der Nacht ein Kind geboren,

da war mit einem Mal der Himmel nicht mehr fern,

da sang ein Engelschor die Welt ist nicht verloren,

und über Allem strahlte hell der Weihnachtsstern.

Da wurde dir und mir ein neues Licht gegeben,

das unsre Herzen immer neu erwärmen kann,

und wenn es dunkel wird für uns in diesem Leben,

fängt es mit seiner ganzen Kraft zu Leuchten an.“

 

Es ist dieses Licht, das uns verbindet – heute Nacht und unser ganzes Leben lang.

Frohe und gesegnete Weihnachten.

 

Maria Schmale