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Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Zum Sonntag, 23.11.2025

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Lukas 23, 35-43 – Christkönig

35 Das Volk stand dabei und schaute zu; auch die führenden Männer verlachten ihn und sagten: Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten, wenn er der Christus Gottes ist, der Erwählte. 36 Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig 37 und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich selbst! 38 Über ihm war eine Aufschrift angebracht: Das ist der König der Juden. 39 Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. 

Impuls

Als ich diesen Text geschrieben habe, hatte ich noch keine Ahnung vom tatsächlichen Wetter. Aber es ist November. Gut möglich, dass der Monat des Totengedenkens wettertechnisch zur Stimmung passt. Und zum endzeitlichen Tenor des Evangeliums. Spott, Verhöhnung, Todesnähe, die ultimative Demütigung als besonderer Zusatz zu einer der schlimmsten Tötungen, der Kreuzigung. Dazu passt ein Tag, an dem die Sonne nicht so recht aufgehen will, der Wind eisig durch die Gassen fegt und Regen in jede Ritze dringt.

Grund genug, deprimiert zu sein, oder? Grund genug, an jener unermesslichen Liebe Gottes ausgesprochen große Zweifel zu hegen. Da hängt er, der angebliche Sohn eines angeblichen allmächtigen Gottes. Unzählige Darstellungen betonen die verhärmte, geschundene Gestalt Jesu. In der Kirche St. Maria Magdalena am Wattenscheider Hellweg hängt ein Kruzifix aus Holz, auf dem noch heute rote Farbe das Blut darstellt, was der biblischen Schilderung nach bis hierher schon geflossen ist. Und es zeigt sogar noch etwas mehr, denn auch die Wunde in der Brust Jesu ist schon dargestellt, also eine Szene, die nach diesem Evangelium stattfindet. Leid und Tod, wohin man auch blickt.

Und doch will ich bei diesem Text nicht in die emotionale Tiefe stürzen, denn der Text fängt mich auf. „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nehmen wir für einen Moment an, wir wären bei dieser Szenerie live dabei. Statt Verzweiflung oder Ablehnung, dem zu Erwartenden also, sagt Jesus einem Mitsterbenden ohne jeden Zweifel ein Wort der Hoffnung zu. Einer Hoffnung, die sich auf das komplette Gegenteil von Hohn, Spott, Schmerz und Tod bezieht: Das Paradies. Der Tod ist für Jesus der notwendige Schritt auf dem Weg ins ewige Leben. Eine Stufe, offenbar nicht mehr. Während er Schmerz, Schmach und Verachtung zurücklässt, richtet er seinen Blick auf den Inbegriff des Idealen in der Sicherheit, es auf jeden Fall nicht nur selbst zu erreichen, sondern dort auch den zu treffen, der mit ihm leidet. Im Kruzifix in der Kirche kommt diese Lebenssicherheit auch zum Ausdruck, denn dort, wo die blutenden Wunden am Kopf eine Dornenkrone erwarten ließen, strahlt eine Königskrone. Obwohl die Wunde in der Brust einen Verstorbenen erwarten lässt, sind die Augen Jesu geöffnet und blicken lebendig in die Zukunft.

Das Wetter im November erzählt mir viel vom Niedergang, vom Ende der Blühphase in der Natur, die Ernten sind, so Gott will, eingebracht, das Licht der Sonne scheint kürzer. Diese Textstelle ist da wie ein Regenmantel für meine Gedanken. Ja, alles geht zu Ende. Das muss es auch, damit im nächsten Jahr neues Grün und neue Ernten entstehen können. Auch mit mir wird es zu Ende gehen. Aber das wird niemals das Ende sein. Denn ganz egal, wie mein Leben gelaufen ist, Gott hat die Menschen nicht zum Verwesen geschaffen, sondern in sein Leben hineingerufen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir, dass Sie mit dem Licht des heutigen Tages, egal, wie strahlend es ausfallen wird, einen kleinen Gruß aus dem verheißenen Paradies verbinden und an Sicherheit gegenüber dem gewinnen, was unser Leben auf dieser Erde behindern mag.

Tim Wollenhaupt