Lukas 1, 39-45 Maria bei Elisabeth
39 In diesen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. 41 Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43 Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45 Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Impuls
Liebe Leserin, lieber Leser,
auf dem Weg auf Weihnachten hin, auf die Geburt Jesu hin, bereiten wir uns in diesem Jahr auf eine besondere Weise vor. Wir fahren zweigleisig, zum einen mit den vorgesehenen Texten im Advent und zum anderen mit einer besonderen Textauswahl. Die Kirche St. Maria Magdalena, aber auch um die Propsteikirche St. Gertrud von Brabant ist gerade Baustelle. Das Dach von Maria Magdalena wird derzeit mit Schiefer neu gedeckt, einige kleinere Bauteile sind noch nicht ganz fertig. Im Januar 2026 werden diese Bauarbeiten aber beendet sein. Und auf der Kirchenburg beginnt ebenfalls eine größere Baumaßnahme.
So kamen wir bei der Planung der Kommunionvorbereitung für den Jahrgang 2026 auf die Idee, diese Baustellen zum Bestandteil der Vorbereitung zu machen.
In St. Maria Magdalena wird uns ein großes Krippendach durch den Advent begleiten, das an den Altar als Grund- oder Eckstein lehnen und von den Handwerkern auf dem Kirchendach erstellt wird. Dieses Krippendach wird mit Schieferplatten gedeckt, auf deren Rückseite die Namen von Menschen stehen, die in der Pfarrei leben und lebten: Kommunionkinder, Sternenkinder, Gottesdienstbesucher*innen, Verstorbene und alle, die sich verewigen. Die Schieferplatten dürfen mit nach Hause genommen werden und dort mit Namen, Gebeten und anderen Ideen gestaltet werden. Die gestalteten Schiefersteine werden im Januar auf das Dach der Kirche angebracht und verbinden die Menschen dauerhaft mit der Kirche.
Wir haben darüber hinaus die Idee entwickelt, eine etwas andere Perspektive auf den Advent einzunehmen und die Texte der letzten Werktage vor Weihnachten in den Mittelpunkt (Evangelien: Mt 1, 1-17; Mt 1, 18-24; Lk 1, 39-45 und Lk 2, 1-5) zu stellen. Die Perspektive ist die des Tekton Josef.
Tekton ist die altgriechische Berufsbezeichnung des Josef, die sowohl Zimmermann als auch allgemein einen Handwerker am Bau bis Architekt meint.
Habt ihr starke Nerven?
Ich habe euch in der letzten Woche von meiner Verlobten erzählt,
da war diese unglaubliche Geschichte
von Jesus, meinem und Marias Sohn,
So haben wir es erzählt und so werden wir es erzählen,
ich habe Maria zu mir genommen,
soweit, so gut.
Ihr wisst schon mehr als die Leute im Ort,
denn, ich wollte und sollte Maria nicht Regen stehen lassen.
Damit Maria nicht durch einen Dornwald hier bei diesen Leuten in Nazareth gehen muss!
Das Kind ist nämlich eigentlich nicht unser Kind!
Ich war ziemlich frustriert, habe mich aber gefangen
und inzwischen freuen wir uns beide auf das Kind,
das vom Heiligen Geist ist?
Ihr müsst jetzt stark sein, denn wir haben eine Nachricht bekommen,
die uns noch mehr verwirrt hat.
Dieser Engel ist nicht nur bei Maria und mir erschienen,
um uns von Jesus zu erzählen und mich davon abzuhalten,
Maria gehörnt und frustriert zu verlassen.
Jetzt haben wir erfahren, dass er auch bei Marias Cousine Elisabeth war.
Lukas wird es so erzählen,
dass der Erzengel Gabriel darüber Maria auch informiert hatte,
na ja, über WhatsApp oder Signal kam die Nachricht nicht,
wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Was ist bei uns angekommen?
Elisabeth ist schon im vorgerückten Alter,
und sie und ihr Mann Zacharias, der Priester im Tempel ist,
hatten bisher kein Kind bekommen,
sodass sie davon ausgingen, keine Kinder bekommen zu können.
Den beiden ist eine ähnliche Geschichte passiert,
wie Maria und mir.
Für Zacharias ist es aber noch übler,
denn seit er erfahren hat, dass Elisabeth jetzt ein Kind bekommt,
sagt er kein Wort mehr!
Stumm wie ein Stein.
Ob er auch so schockiert war, wie ich?
Jetzt bin ich beruflich wahrscheinlich ziemlich abgehärtet,
bei Wind und Wetter am Bau.
Vertut euch nicht, auch hier in Galiläa können die Winter kalt sein.
Nun ja, weiß nur Zacharias, warum er nichts mehr sagt.
Also Elisabeth, die meiner Meinung nach eine alte Frau ist,
kriegt auch ein Kind und offensichtlich sind die beiden Eheleute
ähnlich überrascht wie wir.
Und Maria?
Maria will Elisabeth besuchen!!!
Das geht nicht mit Taxi oder Uber!
Auch die Bahn kommt hier ähnlich zuverlässig, wie bei euch,
nämlich gar nicht!
Das ist ein ziemlich strammer Weg dorthin ins Bergland von Judäa,
selbst, wenn man nicht schwanger ist!
Ich habe keine Zeit für so einen Weg,
ich muss für die Kund*innen unter anderem
noch ein paar Dächer fertigkriegen!
Ich muss für die beiden den Lebensunterhalt verdienen.
Essen fällt doch nicht vom Himmel.
Ihr habt gut Reden oder Singen,
„Maria durch einen Dornwald ging…“,
das ist ein gefährlicher Weg und ich mache mir Sorgen!
Aber Maria hat darauf bestanden und ist zu Elisabeth gegangen!
Ich vertraue also darauf, dass sie das schaffen wird.
Und das hat sie auch.
Wisst ihr, was sie erzählt hat?
Natürlich, dass sie ziemlich viel gequatscht haben,
über die Schwangerschaften und das Gerede der Leute,
und, dass Elisabeth mal eben das „Gegrüßet seist du Maria“ erfunden hat!
Elisabeth hatte sich so über Marias Besuch gefreut
und auch das Kind in ihrem Bauch!
Die Mutter ihres Herrn sei zu ihr gekommen!
Was soll das denn heißen?
Ich musste sofort daran denken, was ich geträumt hatte,
vom Heiligen Geist sei das Kind
und ich solle ihm den Namen Jesus geben.
Übrigens, nicht nur Elisabeth und ihr Kind freuen sich darauf,
wir beide, Maria und ich freuen uns auch auf unseren Sohn.
Freut ihr euch mit uns?
Ist das eine unglaubliche Geschichte?!
Thomas Schlott